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Kontiki und Paulchen sind diesmal nicht dabei

Rückspiegel 3 vom 18. Juli 2006

Rückspiegel 3 vom 18. Juli 2006
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In diesem Bericht: Der Zeitungsartikel von Novi Sad, die Geburtstagsparty, die missglueckte Schildkroetenrettung, Mazedonien und Griechenland

Calimera!

Bevor wir zum eigentlichen Reisebericht kommen, haben wir hier noch einen Nachtrag: Als wir mit dem Velo in die Stadt Novi Sad (Serbien) einfuhren, wurden wir von einem Reporter fuer die Zeitung Dnevnik (http://www.dnevnik.co.yu/, Novi Sader Tagblatt) interviewt. Das Resultat konnten wir am naechsten Tag am Kiosk bestaunen, lesen konnten wir es ja nicht!

Originalbericht:
zeitungsbericht_dnevnik_kyrillisch

Uebersetzung:
zeitungsbericht_dnevnik_deutsch
(Uebersetzt von Hata, Altersheim Herti, Zug: Danke vielmal, Hata!)

Was weiter geschah:

Wir verliessen wie im letzten Rueckspiegel angekuendigt die Donau nach Belgrad und folgten dem Fluss “Velika Morava” Richtung Nis.

Auf dem Weg nach Nis, auf der Suche nach einem Campingplatz, wurden wir spontan zu einer Geburtstagsparty eingeladen. Es ging lustig zu und her. Alle spendierten uns Getraenke und Myriam wurde sogar zum Tanz aufgefordert. Die Kroenung der Party war die Geschenkuebergabe: Nicht das Geburtstagskind wurde beschenkt, sondern Blaise (unser welsches Gschpaendli). Ein Mann schenkte ihm seine halbe Bibliothek: Darunter Buecher ueber eine serbische Fallschirmspringerkompanie und eine ganze Enzyklopaedie ueber Serbien (Gewicht: 3 kg). Blaise musste dann erstmal versuchen, ihm zu erklaeren, dass er ja mit dem Fahrrad reist und die Buecher unmoeglich mitnehmen kann. Zuletzt einigte man sich dann auf das kleinste Buch und ein T-Shirt.

Am naechsten Tag wurden wir in einem Park von Slobodan in perfektem deutsch angesprochen. Es entstand ein interessantes Gespraech und er lud uns zu sich nach Hause ein. Wir wurden fantastisch bekocht und bekamen Einblicke in ein sehr traditionelles, serbisches Familienleben.

In Nis ruhten wir uns ein paar Tage aus und planten die weitere Route. Wir beschlossen, nicht weiter oestlich, Richtung Bulgarien, sondern weiter Richtung Mazedonien zu fahren.

Serbien gefaellt uns extrem gut. Die Menschen sind unglaublich hilfsbereit und verstehen einem, auch wenn man keine gemeinsame Sprache spricht. In landschaftlicher Hinsicht hat es uns der Sueden angetan. Die Landschaft wird etwas huegeliger und gruener. Man faehrt durch wunderschoene Taeler.

An der Grenze zu Mazedonien mussten wir alle Uebernachtungsbestaetigungen abgeben. Diese wurden dann fein saeuberlich aufeinandergestapelt. Uns ist bis heute nicht klar, warum wir uns jeden Tag bei der Polizei melden mussten, weil es ja dann schlussendlich sowieso niemanden interessiert. Smile.

Da es keine direkten Nebenstrassen von Norden nach Sueden gibt, haben wir einen Teil auf einer “Autobahn” zurueckgelegt. Natuerlich hat uns ein Polizist dabei erwischt und wollte uns eine Strafe aufbrummen, weil wir die Autobahnbewilligung in Belgrad nicht geloest haben. Als wir ihm erzaehlt haben, dass wir von der Schweiz hierhergetrampelt sind, hat er nur den Kopf geschuettelt und gesagt: “Go! Go! Go!” Huch, nochmal Glueck gehabt.

Glueck hatte aber die naechste Schildkroete von Sibil nicht: Als sie diese von der Strasse retten wollte, kam just in dem Moment, als Sibil auf gleicher Hoehe war, ein Auto und fuhr einfach drueber. Die Schildkroete zersprang in tausend Teile und Sibil stand daneben und konnte es nicht glauben. Alle, die Sibil kennen, koennen sich sicher bildlich vorstellen, wie sie da stand.

Die Temperatur ist fuer diese Jahreszeit extrem hoch. Um die Mittagszeit wurde es bis 36 Grad Celsius warm und es wehte kein einziges Windchen. Damit wir dieser Hitze etwas ausweichen konnten, standen wir jeweils um 5 Uhr auf und machten uns auf den Weg.

Wir sind am Meer! Zwar nicht am schwarzen Meer, wie urspruenglich geplant, sondern am Mittelmeer. Genauer gesagt in Thessaloniki, Griechenland.

Wer haette das gedacht? Wir ganz sicher nicht!

In Thessaloniki haben wir uns dann von Blaise und Myriam verabschiedet. Sie treffen in Istanbul eine Freundin. Wer weiss, vielleicht treffen wir uns spaeter wieder!
Wir haben uns ein Ticket fuer die Faehre nach Rhodos gekauft. Da die Faehre erst in ein paar Tagen ablegt, hatten wir noch ein bisschen Zeit. In Thessaloniki selber kann man nicht baden (man kann schon, aber es hat kein Strand…), beschlossen wir, per Bus an einen Strand zu fahren.

Weil wir absolut keinen Schimmer hatten, wo es schoen ist und wo wir aussteigen muessen, sind wir einfach den Rentnern, ausgeruestet mit Badetuechern und Badekleidern, hinterher gewaggelt. Die logische Konsequenz daraus: Wir waren an diesem Strandabschnitt die juengsten, aber das ist fuer uns ja nichts neues: Im Thermalbad in Komarom, Ungarn, war es ja auch schon so.

Am Freitag um 17.00 Uhr sollte die Faehre nach Rhodos ablegen. Als wir dort erschienen, sagte uns eine Hafenpolizistin, dass die Faehre wegen des schlechten Wetters erst um 23.30 Uhr ankommt. Auch wenn kein Schiff in Sichtweite war, Sibil wurde es schon jetzt halbschlecht. Auf anraten von Micha (Sibils bestem Freund), assen wir einen Gyros damit der Magen dann voll ist. So kann man dann auch etwas hergeben, wenn es denn sein sollte.
(Aetsch: Als dann das Schiff kam, war Sibil wieder voegeliwohl.)

Da wir keine Kabine gebucht haben, suchten wir uns mit Maetteli und Schlafsack ausgeruestet einen schoenen Platz an Deck. Diesen fanden wir auch: Unterhalb der Bruecke, Steuerbord. Dort lagen, standen, sitzten, assen wir nun fuer die naechsten 25 Stunden schoen windgeschuetzt.

Mit dem monotonen Geraeusch des Dieselmotors schliefen wir unter klarem Sternenhimmel ein. Den Diesel rochen wir auch Tage nach der Uebernachtung noch in unserem Schlafsack.

In der Altstadt von Rhodos haben wir uns in einer Pension niedergelassen. Eine Pension, wie sie griechischer nicht sein koennte. Inklusive Maria (Besitzerin), obwohl sie wahrscheinlich aus Italien kommt.

Fuer Interessierte: http://www.pinkelephantpension.com/

Bruno am Strand von Rhodos

Um die wunderschoene Insel Rhodos noch etwas naeher kennenzulernen, beschlossen wir, um die Insel herumzufahren. In Faliraki (16 km suedlich von Rhodos Stadt) war aber mit der Rundfahrt schon schluss: Manoli, ein amerikanischer Grieche sprach uns an und bot uns eine Uebernachtungsmoeglichkeit in seiner Pension an. Gute Angebote schlagen wir nur selten aus. Anschauen kostet ja nichts und so folgten wir Manoli durch Faliraki, eine Touristenhochburg, wie sie touristischer nicht sein koennte, zu seinem Haus.

Unterwegs gab Sibil ihm zu verstehen, dass wir hier nicht bleiben wollten. Wir suchen ja eher die Stille. Aber Manoli gab nicht auf. So schauten wir mal rein. Tatsaechlich: Es war still, abseits von Jubeltrubel und nahe am Meer. Wir einigten uns auf eine Nacht und verbrachten den restlichen Tag am Meer. Am Abend kochte uns Diane, seine Frau, ein wunderbares Nachtessen. Da es uns hier so gut gefaellt, beschlossen wir, die naechsten fuenf Tage hier zu bleiben. Von hier aus kann man gute Tagestouren unternehmen. Das Gepaeck muessen wir so nicht mal mitschleppen.

Manoli zeigte uns die Antony Quinns Bay: Sah wie im Katalog aus. Wir badeten morgens um 08.00 Uhr, als noch keine Menschenseele anwesend war, im klaren, tuerkisfarbenen Wasser.

Antony Quinn Bay

In Griechenland spielen die Leute sehr viel Backgammon. Wir jetzt auch: Manoli hat es uns beigebracht.

Hier waren wir bestimmt nicht das letzte Mal: http://www.pension-manole.com/

Sibil auf dem Schiff

Die Zeit verging viel zu schnell und wir mussten wieder zurueck nach Rhodos, wo wir auf dem Kreuzfahrtschiff Serenade unsere Kabine bezogen.

Da es von Rhodos nach Zypern keine Faehrverbindungen gibt, konnten wir einer Kreuzfahrt zusteigen. Dies bedurfte jedoch sehr intensiven Abklaerungen mit dem Veranstalter.

Am Sonntagmorgen stand ein Zwischenstopp auf der kleinen Insel Symi (23 km noerdlich von Rhodos) auf dem Programm.

Nun ging es non-stop nach Zypern.

Nun wissen wir: So eine Fahrt ist nichts fuer uns. Die Schlachten am Buffet widerten uns an und die exorbitanten Preise fuer Getraenke, die man zusaetzlich zahlen musste, waren uns viel zu hoch. So hatten wir ab dem zweiten Tag keinen durst mehr. Lach!

Aber das Erlebnis war gut und wir haben unser Ziel erreicht: Wir sind in Zypern. Das Wetter ist hier etwas anders als in Rhodos. Es ist extrem heiss und feucht zugleich.

Heute war es um die Mittagszeit 42 Grad Celsius. Proscht naegeli, du.
Wir leerten uns eine Wasserflasche nach der andern in den Rachen und den Rest ueber den Kopf.

Fragen und Antworten

Wie fühlen wir uns?

Sibil: Im Moment ist es mir etwas zu heiss. Aber es wird ja noch heisser. Ich weiss!
Bruno: Hervorragend. Kann nicht klagen.

Was vermissen wir?

Sibil: Ein paar Velounterhosen, die verloren gegangen sind. Ein Rivella blau waere jetzt auch nicht schlecht.
Bruno: Einen Regentag waere zur Abwechslung auch mal schoen.

Das gefaellt mir:

Sibil: Meine neue Velofrisur und die Insel Rhodos.
Bruno: Uebernachten unter Sternenhimmel an Deck der Faehre von Thessaloniki nach Rhodos.

Das ist mir aufgefallen:

Sibil: Dass der Weg von Ebertswil bis nach Thessaloniki fast flach ist wie ein Teller. Gewusst wo! Hi hi hi…!
Bruno: In Zypern fahren alle auf der verkehrten Seite!

Unsere bisherige Reiseroute:

Ebertswil (CH) – Donaueschingen (D) – Ulm – Regensburg – Passau – Wien (A)– Bratislava (SK)– Trenčín – Piestany – Komarom (H)- Esztergom – Budapest – Baja – Sombor (YU) – Novi Sad – Belgrad – Nis – Gevgelia – Thessaloniki (GR) – Rhodos – Faliraki – Limassol (CY) – Lefkosia

Etwas für Zahleninteressierte:

Anzahl Tage unterwegs: 92
Regentage: 3
Kilometer: 3300 (gewuenscht von Mami Kaethi)

Geplante Weiterreise:

Girne – Tuerkei

Yassas!

Sibil Kurtz und Bruno Holliger

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